Heute vor 135 Jahren begann die Berliner Konferenz. Sie fand vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck statt. Dort wurde der Afrikanische Kontinent zerstückelt und von fremden Mächten aufgeteilt (insbesondere Deutschland, England, Frankreich, Belgien, Portugal, Italien und Spanien). Durch die systematische politische, wirtschaftliche und soziale Zerstörung Afrikas wurden unsere Leute auf der ganzen Welt versklavt, gefoltert, ermordet, entmenschlicht und traumatisiert.
Die Berliner Konferenz war ein wichtiger Meilenstein in der europäischen Geschichte des Kolonialismus und Hochpunkt des sogenannten „Wettlaufs um Afrika“. Der deutsche, wie jeder andere Kolonialismus ist ein schweres Verbrechen gegen die Menschheit: Die Eroberung, Versklavung, geplante Ermordung und Zerstörung mit dem Ziel Profit und damit Vorherrschaft über Märkte, Gebiete, Völker und Rohstoffe zu erreichen.
Bis heute sind die neo-kolonialen Mächte nicht in der Lage, ihre historischen Verbrechen aufzuarbeiten, Reparationen an die Betroffenen zu zahlen und die Fortsetzung dieser Verbrechen zu beenden.
Unsere heldenhaften Vorfahren verteidigten sich. Sie kämpften für Überleben und Befreiung: Yaa Asantewaa und die Ashanti, Dedan Kimathi und die Mau Mau, die Herero und Nama, Nanny und die Maroons, Steve Biko, Kimpa Vita, Mbuya Nehanda, Harriet Tubman, Patrice Lumumba und viele viele mehr. Heute geben sie uns eine Orientierung. Wir müssen ihre Geschichten teilen und aus ihren Kämpfen, Strategien und Erfahrungen lernen, während wir uns zugleich mit den Ursachen der Unterdrückung auseinandersetzen.
Die Berliner Konferenz fand damals unter falschen Vorwänden statt, wie z.B. den Verkauf von Alkohol und Schusswaffen einzugrenzen, die christliche Missionierung und Zivilisation zu fördern, sowie die sogenannte „afrikanische und islamische Skalverei“ zu verbieten und zu beenden. Während die weißen Mächte seit der Eroberung der „Neuen Welt“ durch Massenmorde und Versklavung massiv profitiert hatten, legten sie nun fest, die Form der Ausbeutung zu aktualisieren.
Die teilnehmenden 14 Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Portugal, Italien, Spanien, Dänemark, Österreich-Ungarn, Italien, Niederlande, Schweden-Norwegen, Russland, das Osmanische Reich und die USA beschlossen Folgendes:
Afrika wurden in dieser neuen Etappe der kolonialen Versklavung, wie schon in der Phase von Ketten-Sklaverei und transatlantischem Menschenhandel, noch weiter des Landes, natürlicher Reichtümer und Leben beraubt, sowie die verbleibende, politische Autonomie gewaltsam entrissen. Die europäischen Kolonialisten taten sich dabei zusammen, um ihre Interessen besser durchsetzen zu können. Aber die Imperien verfolgten auch nach der Konferenz von 1884/1885 parallel eigene Ziele und Strategien. Ein grundlegendes Motto war dabei „Teile-und-Herrsche“. Dieses Prinzip gilt bis heute und auch daraus folgen aktuelle Grenzen und Konflikte in Afrika.
Keine „ehemalige“ Kolonialmacht wurde für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. Im Gegenteil: Mit Unterstützung der einheimischen Eliten profitieren die ausländischen Mächte durch neo-koloniale Wirtschaftsbeziehungen und Verträge auch in Zeiten der formellen Unabhängigkeit noch von der Ausbeutung Afrikas.
„Im Rahmen der G20-Initiative Compact with Africa (CwA) lädt Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zum zweiten Mal die zwölf Staats- und Regierungschefs der afrikanischen Compact-Partnerländer (Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo, Tunesien) sowie Südafrika als G20 Partner der Initiative für den 19. November 2019 nach Berlin ein.
Zu diesem Anlass veranstaltet der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft gemeinsam mit der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (SAFRI) den „G20 Investment Summit 2019 – German Business and the CwA Countries“ in Berlin. Die Investorenkonferenz steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin wird gemeinsam mit ihren Gästen an der Konferenz teilnehmen und diese feierlich eröffnen.
Die Konferenz richtet sich an hochrangige Vertreter deutscher Unternehmen sowie deren Partner aus den afrikanischen CwA-Partnerländern. Im Fokus stehen Leuchtturmprojekte deutscher Unternehmen und wirtschaftliche Reformvorhaben in den CwA-Ländern.“ (www.cwa-summit.com)
Der deutsche „Vertrag mit Afrika“ wurde im Zuge des G20 Gipfels 2017 mit einem sogenannten „Marschallplan für Afrika“ gestartet. Bei dieser neoliberalen und -kolonialen „Partnerschaft“ handelt es sich um ein Treffen von deutscher Regierung, deutschen Unternehmen und ihren Komplizen aus der Afrikanischen Elite. Das Ziel dieser Treffen ist es, Afrika durch Freihandelsabkommen, Steuervergünstigungen, Privatisierungen, Eigentums- und Arbeitsgesetze so zu gestalten, wie die deutschen und andere ausländische Kapitalisten es sich wünschen. Es ist eine Schande, dass die Bundesrepublik Deutschland, deutsche Konzerne, Banken und ihre Komplizen sich 135 Jahre nach Beginn der Berliner Konferenz treffen, um über die Ausbeutung und Kontrolle der Afrikanischen Ressourcen, Arbeitskräfte und Märkte zu beraten.
Täglich werden Afrikaner_innen in Deutschland und ganz Europa in schlecht bezahlten Jobs ausgebeutet und auch rassistisch angegriffen. Europa schottet sich ab und hat unter deutscher Führung seine Grenzen auf dem afrikanischen Kontinent ausgebreitet. Dabei ist Deutschlands Armee in Afrika sehr aktiv geworden und hat in Mali ihren momentan größten Auslandseinsatz. Die deutschen Konzerne liegen bei den wirtschaftlichen Profiten durch die Ausbeutung Afrikas noch weit hinter ihren imperialistischen Partnern und Konkurrenten, wie Frankreich, USA, Holland und Großbritannien zurück. Da sie wissen, dass Afrika ein junger und starker Kontinent mit Aussichten auf eine gute Zukunft ist, wollen sie sich jetzt in Stellung bringen und die Afrikanische Wirtschaft kontrollieren.
Der deutsche „Compact with Africa“ wird von Rassisten wie Günter Nooke geleitet und organisiert. Er ist der persönliche Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin. Im letzten Jahr verharmloste er die Kolonialzeit und behauptete diese hätte „dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen (=veralteten/ barbarischen) Strukturen zu lösen“. Dieses Jahr unterstütze er öffentlich die rassistische Aussage des Fleisch-Industriellen und Sportfunktionärs Clemens Tönnies, der sagte, man solle zum Klimaschutz besser zwanzig Kraftwerke in Afrika bauen, „Dann hören die dort auf, die Bäume zu fällen und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, wenn wir die nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren.“ Solche Rassisten können uns nichts über „Entwicklung“, „Sicherheit“, „gute Regierungsführung“, „Demokratie“ oder „Korruption“ erzählen. Die Ursache für Krieg, Armut und Hunger in Afrika sind sie selbst, sie und ihr System, das seit Jahrhunderten auf der Versklavung, Ausbeutung und Unterdrückung Afrikas basiert.
Treffen wie der „Compact with Africa“ sind die Fortsetzung des Kolonialismus mit modernen Mitteln. Wir wünschen ihnen dabei alles Schlechte. Afrika kann für sich selbst entscheiden und wir brauchen dafür keine deutschen Kapitalisten und selbsternannten Helfer.
Reparationen für geraubte Leben & Reichtümer!
Gegen (neo)koloniale Ausbeutung und Unterdrückung!
Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit für Afrika!