Aufgrund schwerer Vorwürfe sexistischer, frauenfeindlicher Gewalt in der Black Community distanziert sich der Africa United Sports Club e. V. bis auf weiteres von D*. Da er in der Vergangenheit auch Vertreter von AFRICA UNITED gewesen ist, betonen wir, dass er bis auf weiteres auch kein Teil unserer Organisations-Strukturen mehr ist. Diese Distanzierung wurde ihm nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe bereits persönlich übermittelt. Unsere grundsätzlichen Positionen und Prinzipien zum Umgang mit Sexismus legen wir in einer separaten Stellungnahme dar.
*Der Name erscheint hier nicht in der ausgeschriebenen Form, da diese Person uns ansonsten mit juristischen und anderen Konsequenzen droht, mit denen wir uns momentan nicht auseinandersetzen wollen.
„Im Sinne des Afrikanischen Grundsatzes und der Afrikanischen Tradition der Gleichberechtigung der Geschlechter, setzt sich Africa United Sports Club gegen Sexismus, Patriarchat, Misogynie und für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Verein, auf den Sportplätzen, in den Sporthallen und in der Gesellschaft ein.“ (§2.5 Satzung Africa United Sports Club e.V.)
Aus aktuellem Anlass wollen wir an dieser Stelle unsere Positionen zu sexistischer Gewalt verdeutlichen. Sexismus bedeutet runtergebrochen die Diskriminierung von Menschen aufgrund des ihnen zugeschriebenen Geschlechts (Frau/Mann). Er knüpft an gesellschaftlich erwartete geschlechterspezifische Verhaltensmuster, woraus Geschlechterrollen resultieren. Diese Geschlechterrollen spiegeln eine bestimmte Hierarchie wieder, in der Männer eine privilegierte Stellung inne haben, das Patriarchat. Dieses Patriarchat ist ein gewalttätiges System der Herrschaft von Männern über Frauen und Kinder. Die Macht fremd über andere zu bestimmen, ihnen psychisch sowie physisch die Selbstbestimmung zu nehmen, ist untrennbar mit Gewalttätigkeit verbunden.
Frauen werden in diesem System als schwach, emotional und untergeben dargestellt, Männer dagegen als stark, beschützend, vernünftig und rational. Während Frauen im Kapitalismus unbezahlt die Hausarbeit erledigen, kochen, waschen, putzen und die Kinder groß ziehen, gehen Männer vor Allem bezahlter Lohnarbeit nach und werden als Familienoberhaupt gesehen, auf den Frau und Kinder angewiesen sein sollen. Die dadurch entstehenden, patriarchalen Abhängigkeitsstrukturen sind die Grundlage zur Aufrechterhaltung von Sexismus. Zudem geht mit der ungerechten, geschlechtlichen Arbeitsteilung und der Dominierung durch Männer in einer Gesellschaft, die auf Eigentum und Profit ausgerichtet ist, ein Besitzanspruch einher.
Männer verinnerlichen deshalb häufig die feste Überzeugung über das Leben der weiteren Familienmitglieder, insbesondere der Frauen, entscheiden zu dürfen. Kinder werden in der Regel schon vor der Geburt mit reaktionären, sexistischen Rollenbildern belegt, die von Beginn an ihr Leben durchziehen.
Sexismus ist also nicht einfach eine private oder persönliche Angelegenheit, keine einzelne Handlung oder Meinung, sondern institutionell gefestigt. Er spiegelt ein gesellschaftliches Machtverhältnis wieder und kann sich mit der Zeit und mit den sozialen Normverständnissen ändern.
Auch und gerade die sogenannte „häusliche Gewalt“, eine Form des Sexismus, ist keine private Angelegenheit. Emotionale und physische, offene und verdeckte, strukturelle und individuelle Formen der patriarchalen Gewaltausübung verstärken und bedingen sich gegenseitig. Frauenverachtende Gewalt durchzieht die Gesellschaft, sie wird tabuisiert und ist bei den Überlebenden und Betroffenen häufig mit Schamgefühlen belegt, da sie eine tiefgreifende, persönliche Verletzung bedeutet und es den Tätern strukturell ermöglicht wird, sich jeder Verantwortung für ihre Verbrechen zu entziehen.
Sexismus wurde schon im Zuge der kolonialen, imperialistischen Eroberungen und Unterwerfungen zu einer Waffe im Krieg gegen Afrika und unterdrückte Menschen, Familien, Gruppen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt.
Insbesondere wir als Schwarze Menschen wurden und werden im Zusammenhang mit Sexismus durch das herrschenden System entwertet, gespalten, übersexualisiert und im Kontext sexistischer Gewalt einerseits als Betroffene ausgeblendet und andererseits als Gewalttäter stigmatisiert und hervorgehoben.
Beim herrschenden Patriarchat handelt es sich um ein Unterdrückungssystem, dass von weißen Männern in ihrem zwanghaften Drang nach Vormacht und Fremdbestimmung erfunden wurde. Seither wird es uns gewaltvoll und systematisch aufgezwungen und durchgesetzt, um damit die Ausbeutung, Versklavung, Vergewaltigung und Ermordung von Schwarzen Menschen gesellschaftlich zu normalisieren und zu rechtfertigen.
Wir stellen uns klar und ausdrücklich gegen die mehrfache Ausbeutung und brutale Unterdrückung von Afrikanischen Frauen und Kindern, auch innerhalb der Nation, Gemeinschaft oder Familie.
Wir können im Kampf für die Befreiung Afrikas und gegen Imperialismus, Neokolonialismus und Rassismus kein patriarchales Verhalten oder Unterstützung eines solchen Verhaltens (Verschweigen, Beschönigen, Herunterspielen) akzeptieren. Solche Taten stehen im absoluten Widerspruch zu unseren Zielen und wir verurteilen jedes sexistische Verhalten aufs Schärfste.
Der Kampf gegen Sexismus ist eine Aufgabe, der wir uns alle annehmen müssen. Wir müssen es uns individuell und kollektiv zur Aufgabe machen, in unserem Umfeld gegen die systematische Herabsetzung von Frauen zu kämpfen und zum Aufbau von schützenden, empowernden Strukturen und Räumen für alle Geschlechter, Kinder und Jugendliche beitragen. Insbesondere Männer müssen es sich zur Aufgabe machen, ein verändertes Bewusstsein gerade auch untereinander zu schaffen.
Maßgeblich im Kampf gegen und zur Überwindung von Sexismus ist für uns die Position von Betroffenen, konkret Frauen*. Denn die Gruppe, die am meisten von einer Form der systematischem Unterdrückung betroffen ist, sollte die Agenda im gemeinsamen Kampf hiergegen bestimmen. Der Fokus sollte in dem Prozess zur Aufklärung immer auf den Bedürfnissen, der Selbstbestimmung, Heilung, Sicherheit und Unterstützung der Betroffenen liegen.
Wir zielen auf einen Umgang mit Gewalt, bei dem die Betroffenen und ihre Bedürfnisse selbstbestimmt im Mittelpunkt stehen, und bei dem nicht nur ein Einzelfall geregelt wird, sondern dazu beigetragen wird eine möglichst breite Einheit im Kampf gegen Sexismus anzustreben, um gesellschaftliche Machtverhältnisse zu verändern.
Bezüglich der Gewaltausübenden geht es uns nicht primär um eine Verurteilung unter der Bewertung als guter oder schlechter Mensch. Eine solche Vorstellung und Herangehensweise, ist in einem so tiefen, komplexen System mit verschiedenen Unterdrückungsformen nicht möglich und im Kampf für die Befreiung und Vereinigung Afrikas nicht zielführend. Die Bedingungen, die sexistische Gewaltausübung ermöglichen müssen verändert werden, nur so ist auch tatsächliche „Gerechtigkeit“ für Betroffene denkbar
Insbesondere Menschen in politischen oder sozialen Führungspositionen sollten sich in Bezug auf Sexismus grundsätzlich klar positionieren sowie im Rahmen ihrer Organisation und im Interesse der Gemeinschaft ihrer Vorbildfunktion gerecht werden, d. h. über Sexismus zu reden, kollektive und individuelle Verhaltensmuster (insbesondere auch bei sich selbst) zu erkennen, aufzuzeigen und zu überwinden.
Täter müssen zur Verantwortungsübernahme gebracht werden. Als Community müssen unsere Ziele sein, aktiv gegen Gewalt vorzugehen, zukünftige Gewaltausübungen zu verhindern, und die nötigen gesellschaftlichen Änderungen in Gang zu setzen. Wir gestalten und fördern Ziele und Prinzipien, die widerständig gegen Übergriffe und Unterdrückung sind und Sicherheit für Betroffene sowie Verantwortungsübernahme durch Gewaltausübende fördern, um letztendlich politisch-soziale Umstände zu verändern.
Im Sinne unserer Ahninnen und Ahnen treten wir für eine gemeinsame Organisation von Schwarzen Menschen in jedem Bereich des Lebens ein. Diese Einheit braucht klare Prinzipien und gesunde Beziehungen. Wir müssen uns selbst und unsere Leute lieben und sie entsprechend behandeln. Wir müssen besonders den alltäglichen, unsichtbar gemachten Beitrag von Schwarzen Frauen hervorheben, verteidigen, ehren und gegen sexistische Gewalt gemeinsam vorgehen.
Zusammen sind wir stark – Gegen Sexismus und jede Form der Unterdrückung von Frauen, Kindern und Schwarzen Familien!