Am 31. Juli 2019, nahmen wir uns mit der Demonstration zum Pan-Afrikanischen Frauentag die Straßen!
Circa 300 Menschen zogen vom Gerichtsgebäude an den Hamburger Messehallen durch die Innenstadt und verurteilten jede Gewalt gegen Afrikanische Frauen* und Familien. Organisiert wurde die Aktion von den Black Sistas against Femicide (blacksistasagainstfeminizide@outlook.com).
Mit lautstarken Sprechchören, mehreren Bannern, Plakaten, Gesängen und Redebeiträgen feierten wir den Widerstand Afrikanischer Frauen gegen brutale Unterdrücker auf der ganzen Welt und hielten unsere ermordeten Schwestern, Mütter, Freiheitskämpferinnen und Heldinnen in Ehren. Wir betonten heute einmal mehr und umso deutlicher die untrennbare Verbundenheit des Kampfes um die komplette Befreiung Afrikas mit der Befreiung der Frauen!
Viele der Aktivist*innen waren schon seit früh morgens unterwegs, vor und im Gericht, um wie in den letzten Wochen und Monaten den Prozess gegen den Mörder von Juliet zu beobachten, sich zu solidarisieren und den Kampf gegen die Gewalt und gezielte Ermordung von Frauen* zu stärken.
Morgen, Donnerstag um 14:30 Uhr findet die Urteilsverkündung im Gerichtsgebäude am Sievekingsplatz 3 statt. Kommt und unterstützt die Familie!
Organisiert euch! Lasst uns für einander einstehen, zusammen eine starke Black Community aufbauen und jede Form von Ausbeutung und Unterdrückung verurteilen!
#keinemehr
TOUCH ONE – TOUCH ALL!
„Die nostalgischen Gesänge auf die afrikanische Mutter genügen uns nicht mehr. Es kommt jetzt darauf an, der Schwarzen Frau den Platz zu geben, den sie sich, an der Seite der Männer, im Unabhängigkeitskampf erstritten hat, einen Platz, der ihren Fähigkeiten, ihrem Bewusstsein und ihrem Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung unserer Länder entspricht.“
Am 31. Juli 1962 trafen sich in Daressalam (Tansania) Frauen aus zahlreichen Afrikanischen Staaten und Befreiungsbewegungen. Sie vereinten sich zur spätere Panafrikanische Frauenorganisation und der 31. Juli wurde zum Pan-Afrikanischen Frauentag ernannt. Ein Tag, an dem wir den Zustand Schwarzer Frauen reflektieren, das Leben Afrikanischer Frauen wertschätzen und die zahlreichen Siege unserer Ahninnen und Heldinnen im Kampf gegen brutale Unterdrücker und für Afrikanische und weltweite Befreiung feiern!
Die Ziele und Visionen von damals, Frauen für und im Kampf gegen Kolonialismus und Apartheid zu mobilisieren und innerhalb der Community zu stärken, ist heute noch genau so wichtig.
Schwarze Frauen haben in Afrikanischen und weltweiten Befreiungskämpfen immer eine wichtige und wesentliche Rolle gespielt und waren starke politische Anführerinnen.
Wir erinnern uns an die Amazonen von Dahomey die bedingungslos gegen die Versklavung und gegen Kolonialisten kämpften, an Nana Yaa Asantewaa und Queen Nanny of the Maroons die den Kampf gegen Britische Kolonialisten anführten. Wir denken an Winnie Nomzamo Madikizela, die wahre Anführerin gegen das brutale Apartheidsregime in Südafrika, an Sojourner Truth die für die physische und vor allem mentale Befreiung von Versklavten Geschwistern kämpfte und an Argelia Laya, die in Venzuela Frauenrechtsaktivistin war und in der Guerilla Army kämpfte um Widerstand gegen Unterdrückung zu leisten.
Im Laufe der Zeit schien es jedoch, als würden wir uns immer weniger organisieren, um für unsere Rechte, insbesondere auch als Frau zu kämpfen. Womanhood und die damit verbundenen Kämpfe und Erfolge wurde zu einem scheinbar unwesentlichen Aspekt unserer Identität.
Das ist jedoch kein Zufall oder der natürliche Lauf der Dinge, sondern das Ergebnis einer rassistischen und sexistischen Sozialisierung. Dieses System, das sich Rassismus und Sexismus zu eigen macht, führt dazu, dass Schwarze Frauen und ihre Belange komplett aus dem sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Blickfeld gepusht werden und wurden. In der Folge werden wir oft in dem Glauben gelassen, dass wir und unsere Stimmen und Interessen nicht wichtig oder jedenfalls nachrangig sind und es am besten und einfachsten ist, sich anderen unterzuordnen.
Es gilt heute, wie damals zu sehen und zu bekämpfen, was für eine zerstörende Wirkung Unterdrückung hat und zu verstehen, dass jede Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichem und politischen Situation von Schwarzen Frauen, eine Verbesserung für Schwarze Menschen insgesamt und für unterdrückte Menschen überall auf der Welt ist…
Weder Schwarze Männer noch Schwarze Frauen haben die strukturelle Gewalt und Macht uns zu unterdrücken. Wir dürfen nicht einander bekämpfen, und uns muss jeden Tag bewusster werden, wie wir entmenschlicht und gespalten wurden und wer davon profitiert, wenn wir uns gegenseitig angreifen.
Wir müssen gegen die unterdrückerischen Strukturen, die uns in Armut und Elend zwängen und halten und die gegen uns verübten Verbrechen kämpfen, die Schwarze Männer, Schwarze Frauen und Schwarze Kinder (wir erinnern uns an den Aufstand von Soweto, bei dem mehrere Hundert unserer Kinder auf brutalste Art und Wiese ermordet worden) uns Tag für Tag das Leben gekostet haben und kosten.
Wir können uns nicht auf weiße Institutionen verlassen, deren Interesse allein Macht und Profit sind. Institutionen, die seit Jahrhunderten durch koloniale und neokoloniale Versklavung, Folter und Vergewaltigung, durch anhaltende rassistische und imperialistische Gewalttaten unser Leben, unseren Willen, unsere Familien und unsere Kraft rauben und zerstören.
Stattdessen müssen wir eine vertrauensvolle Community aufbauen, in der jede Person Unterstützung und Halt findet und in der wir für unsere Gemeinschaft einstehen. Eine starke Black Community braucht eigene Strukturen, um sich selbst zu schützen! Wir müssen die Kontrolle für unseren Kampf übernehmen und unsere Kollektiven Bedürfnisse und Forderungen durchsetzen.
Die Befreiung Schwarzer Menschen weltweit ist notwendig für die Befreiung Schwarzer Frauen. Und wir Schwarze Frauen sind notwendig für die Befreiung Schwarzer Menschen weltweit.
Und schließlich sind Freiheit und Gerechtigkeit für Schwarze Menschen auf der ganzen Welt untrennbar verbunden mit der Befreiung und dem Wiederaufbau unseres Mutterkontinents Afrika.
Nur vereint können wir das System der weißen Vorherrschaft entlarven, ihre Verbrechen aufklären, die Täter_innen zur Rechenschaft zu ziehen, Reparationen einfordern und Gerechtigkeit und Frieden für uns und unsere ermordeten Ahn_innen herbeiführen.
Jeder einzelne von uns und wir als Community müssen zu uns zurückfinden und unseren Selbstschutz aktivieren. Jeder Einzelne von uns hat die Stärke und die Willenskraft sich die Freiheit, die uns über Jahrhundert lang geraubt wurde zurückzuholen.
Eine solche Community schulden wir auch unseren Kindern. Kinder sind unsere Zukunft und unsere Hoffnung auf Zukunft. Der Kampf ist die einzige Garantie die wir unseren Kindern auf eine Zukunft geben können. Wir müssen uns in jedem Bereich des Lebens organisieren! Für einander einstehen und unsere Kräfte bündeln! Nur zusammen sind wir stark.
Zum Abschluss möchten wir ein Auszug aus einem übersetzten Gedicht Revolution is lovevon Assata Shakur, denn Revolution und Befreiung der Frauen gehen Hand in Hand:
„Es ist das 21. Jahrhundert, und wir müssen R/Evolution neu definieren. Dieser Planet braucht eine R/Evolution des Volkes. Wir werden kämpfen, wenn wir dazu gezwungen werden, aber unser grundlegendes Ziel der R/Evolution ist Frieden für uns.
Wir brauchen eine R/Evolution des Denkens. Wir brauchen eine R/Evolution des Herzens. Wir brauchen eine R/Evolution des Geistes. Die Macht des Volkes ist stärker als jede Waffe. Die R/Evolution des Volkes kann nicht gestoppt werden. Wir müssen Massenentwicklungswaffen sein. Waffen der Massenliebe. Es reicht nicht aus, nur das System zu ändern. Wir müssen uns selbst ändern.
R/Evolution bedeutet das Ende der Ausbeutung. R/Evolution bedeutet, sich gegenseitig zu respektieren
R/Evolution bedeutet, deine*n Partner*in als Freund*in und als Gleiche*n zu behandeln.
R/Evolution bedeutet, Kinder zu respektieren und von ihnen zu lernen.
R/Evolution bedeutet die Menschen zu schützen. die Pflanzen. die Tiere. die Luft. das Wasser. R/Evolution bedeutet, diesen Planeten zu retten.
R/Evolution ist Liebe.“
Wir Gedenken an Juliet und werden und wir sprechen ihren vier Kindern, ihrer Familie und Freund*innen unser tiefstes Mitgefühl aus und werden Eure Mama, Schwester, Tochter, Tante und Freundin sie in unserem Kampf um Gerechtigkeit weiter leben lassen!